Fragmentierung der Gesellschaft – Medien müssen in Netzwerken denken @VBanholzer @TH_Nuernberg

Vom Charme der Live-Formate

Das reine Informationsgeschäft in den Medien wird nach Auffassung von Professor Volker Banholzer automatisiert. Die zentralen journalistischen Leistungen seien künftig viel stärker „Einordnen-Bewerten-Kommentieren“. Im Journalismus müsse man heute andere Anforderungen erfüllen. Dazu zählt der Kommunikationswissenschaftler der TH Nürnberg vor allem die Fragmentierung der Gesellschaft. „Auf diese Konstellationen müssen Medien sehr flexibel reagieren.“ Dazu zählt Banholzer andere Recherchemethoden und Vernetzungswerkzeuge. Verlage müssten in Netzwerken denken, um auf eine Netzwerköffentlichkeit reagieren zu können. „In Transformationszeiten beantwortet man neue Herausforderungen mit bestehenden Organisationsformen. Erst nach und nach werden neue Formen der Organisation ausprobiert – etwa in Newsrooms.“

Als positive Beispiele benennt Banholzer Perspective Daily, also Formate für einen konstruktiven Journalismus. Generell interessant seien interaktive Formate, wo die Rezipienten eine eigene Positionierung zurückspiegeln können. Das liegt auf einer Linie mit den Vorschlägen von Jay Rosen, die er in einem offenen Brief an die deutschen Journalisten in der FAZ veröffentlicht hat. Er werde derjenigen deutschen Redaktion eine Goldmedaille verleihen, die als erste ihre Schwerpunkte in der Berichterstattung öffentlich macht. „Ich stelle mir eine ‚Live‘-Funktion vor, die online frei zugänglich ist, ein redaktionelles Produkt, das wöchentlich oder bei wichtigen Ereignissen aktualisiert wird. Die Punkte auf dieser Prioritätenliste sollten das Ergebnis gründlicher Überlegungen und sorgfältiger Recherchen sein – und natürlich müssen sie die Realität spiegeln und bei den Bürgern ankommen.“ 

Banholzer bringt noch das Listening Center der Rheinischen Post ins Spiel. Hier werde genau analysiert, was im Netz diskutiert wird, welche Trends relevant sind und wie die Berichte der Rheinischen Post ankommen. Interaktionsfunkionen werden wohl generell nachgefragt. Banholzer verweist auf die Informationswünsche der Entscheider in Unternehmen. „Das belegen mehrere Studien: Entscheider wollen irritiert werden und suchen neue Perspektiven.“

Damit sei aber nicht der Überschuss an Urteilen oder Aburteilungen in der Social Web-Kommunikation gemeint. Der schnelle Aufreger, die Ausschaltung der Kontextinformationen und die reflexhaften Boshaftigkeiten, die sich massiv im Netz ausbreiten. Medien sollten stärker auf fachliche Expertisen setzen, eigene Netzwerke aufbauen und crossmediale Konzepte entwickeln – vom Blog bis zum Podcast. „Journalisten sollten qualifizierte Netzwerke aufbauen“, resümiert Banholzer im ichsagmal.com-Interview. Wir werden das in meinen Vorlesungen vertiefen. Anregungen? 

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