@fiene Gebt Facebook nicht auf – Da hat Daniel Fiene recht @digitalnaiv


In Workshops lässt Daniel Fiene die Teilnehmer gerne Facebook-Airchecks machen. „Sie analysieren dabei die unterschiedlichsten Medienmarken. Was auffällt: Nicht wenige Marken haben ihre Pages aufgegeben. Sie schleudern die Links zu ihren Artikeln raus, ohne groß die Nutzer anzusprechen. Meist agieren sie nachrichtlich, wenig empathisch, manchmal sogar lediglich automatisiert. Spätestens wenn nicht mal kontrolliert wird, ob bei Hochkantfotos die Gesichter abgeschnitten werden, ist das eine Beleidigung für die Nutzer. Wir dürfen nicht vergessen: 31% der Deutschen nutzen jede Woche Facebook, die meisten davon täglich. Selbst bei den Unter-30-Jährigen sind es sogar 48%. Nur Messenger haben eine größere Verbreitung. Wir haben bei der Rheinischen Post die Erfahrung gemacht: Es lohnt sich viel Mühe für die Bespieglung der eigenen Seiten zu machen. Unser monatlicher Social-Traffic ist auf Rekordkurs (ja, trotz Newsfeed-Algorithmus-Änderungen)“, schreibt Fiene.

Da liege ich voll auf seiner Linie. Selbst wenn der Facebook-Dienst Instagram bei jungen Leuten zulegt und in den Nutzerzahlen das Mutterschiff überholt, bleibt die Zuckerberg-Plattform ein wesentlicher Teil der Netzöffentlichkeit und damit ein wichtiger Hebel bei der Herausbildung von öffentlicher Meinung. Und ob die alten Säcke für die Werbewirtschaft interessanter sind oder nicht, spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle.

Im prmagazin habe ich das ja im März 2018 schon ausführlich erläutert:

Die Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen ist in den vergangenen zehn Jahren von über 28 Millionen auf unter 15 Millionen geschrumpft. Darauf macht der ehemalige Bild-Chefredakteur Kai Diekmann in einem
sehr hörenswerten Podcast von OMR aufmerksam. Zum Vergleich: 31 Millionen Menschen sind mittlerweile bei Facebook registriert, davon sind 21 Millionen jeden Tag aktiv.

„Die Zahl deutscher Facebook-Nutzer ist höher als die Gesamtauflage aller deutschen Tageszeitungen“, rechnet Diekmann vor. Ding-Dong, Stefan. Das ist ein Tatbestand, den auch die Twitter-Beauftragte der Bundesregierung die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär (CSU), nicht verstanden hat.

Facebook entwickle sich zu einem Seniorennetzwerk, und auf Twitter seien ohnehin nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs, mäkelte sie. Und: „Eigentlich müsste ich jetzt meinen Twitter-Account löschen. Das würde mein Leben leichter machen.“ Warum tut sie es nicht?

Nur: Ohne die Computerveteranen im Seniorennetzwerk gibt es kein Snapchat, kein Instagram – und auch kein Flugtaxi, von dem Bär so gerne philosophiert. Hinter jedem Smartphone-Dienst stecken Programmierungen alter Säcke.

„Wir sehen es aber nicht, weil wir immer nur das Frontgerät wahrnehmen – etwa das Smartphone“, sagt Andreas Thomasch, Platform Leader & Manager bei IBM. Das kann Frau Bär natürlich nicht wissen.

Das Mark-Zuckerberg-Imperium ist nach Ansicht von Diekmann jedenfalls nicht irgendeine, sondern eine ganz zentrale Bühne – und die muss man bespielen können. Damit meint er nicht nur die klassischen Medien, sondern auch die Unternehmenskommunikation, die er mit seiner Firma StoryMachine adressiert.

„Häufig gibt es noch das Missverständnis in großen Unternehmen und im Mittelstand, dass Facebook und Twitter technische Verlängerungen der Pressestelle sind oder der Marketingabteilung“, erläutert Diekmann im OMR-Podcast.

Die Folge: Soziale Netzwerke werden mit Marketingbotschaften bespielt. Es wird gesendet, gesendet, gesendet – und nicht begriffen, dass auch ein Fernsehsender, der 24 Stunden am Tag nur Werbe-Clips zeigt, nicht erfolgreich sein könnte.

Wenn es um Live-Kommunikation mit Interaktion geht, ist für mich Facebook immer noch die wichtigste Plattform. Dialoge finden hier viel mehr statt als auf Periscope oder YouTube. Zumindest bei meinen Social Web-Präsenzen.

Meine kritischen Beiträge zu Facebook dürften bekannt sein. Finden sich alle hier auf ichsagmal.com

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