Das Grundgesetz und die neo-esoterische Bewegung der Corona-Leugner

Netzgedanken im Februar 2021

Die Geschwindigkeit und Exaktheit digitaler Reproduktionstechnologien wirkt als Teilchenbeschleuniger eines alten Phänomens. Es geht um die Formierung von Gesinnungsgemeinschaften, in denen kein Platz ist für empirische Evidenz, für politische Regeln und Checks and Balances. Die Gläubigen einer neo-esoterischen Bewegung von Querdenker bis Impfgegner bewegen sich nahe am politischen Okkultismus des Dritten Reichs: Man distanziert sich von der strikt analytischen Perspektive, die für die „alte“ Wissenschaft kennzeichnend sei.

Sachdebatten, Primärquellen, nachvollziehbare Daten, Fakten-Check oder gar ein Wettbewerb der politischen Ideen stören die Vereinfacher. Führerkult, die Sehnsucht nach der ultimativen sowie endgültigen Entscheidungsschlacht, der Ernstfall, die systemzerstörende Krise und die darauf folgende Erlösungsideologie werden von Crash-Propheten ersehnt, nicht das Bohren dicker Bretter, offene Debatten oder rechtsstaatliche Verfahren.

Meinen Großvater haben sie für diese „heilige“ Idee der Volksgemeinschaft im KZ verhungern lassen. Eine unheilige Allianz von barfüßigen Propheten und extremistischen Verführern demontierte die Weimarer Verfassung. Deshalb schufen die Mütter und Väter des Grundgesetzes ein robustes System gegen Heilslehren jeglicher Coleur. Als Kind der Bundesrepublik verteidige ich diese freiheitlich-demokratische Grundordnung. Nicht fürs Vaterland, sondern für meinen Vater und für meinen Großvater.

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