Aus der Serie: Fußgängerzonen-Idylle

Bonn-Zentrum

„Die eigenschaftslose Stadt ist alles, was von dem übrig bleibt, was früher einmal Stadt gewesen ist“, schreibt Rem Koolhaas in seinem Opus „Die Stadt ohne Eigenschaften“.

Hier bin ich nicht Mensch, hier will ich nicht sein
Hier bin ich nicht Mensch, hier will ich nicht sein

Der Verfall der Urbanität setzte mit dem Bau der Fußgängerzonen in den 50er und 60er Jahren ein. „Ramschläden oder leere Ladenlokale prägen seither die ohnehin schlichte und auswechselbare Bebauung“, so Eva Pasche. Nachzulesen im Buch des Fotografen Rüdiger Kramer „Fussgängerzonen – Bilder aus Städten“.

Wer so etwas baut, braucht sich über ausbleibende Kunden nicht wundern
Wer so etwas baut, braucht sich über ausbleibende Kunden nicht wundern
Flanieren und Verweilen - aber nicht hier
Flanieren und Verweilen – aber nicht hier

Händler in Fußgängerzonen sollten nicht gegen das Internet protestieren, sondern die Abrissbirne beauftragen für eine Änderung der Baukultur.

Leerstand vorprogrammiert
Leerstand vorprogrammiert
Neue Gemütlichkeit
Neue Gemütlichkeit

Siehe auch:

Internet gefährdet #Blumenkübel-Flair der Fußgängerzonen: Aktion Schwarze Schaufenster

Wenn Eltern ihre Kinder stigmatisieren: Bonn macht gegen Sprayer mobil

Sprayer-Tatort Jugendzimmer

So ganz falsch lag ich ja mit meinen Profiler-Hinweisen nicht, wenn es darum geht, die eigenen Kinder als „kriminelle“ Sprayer zu outen. Etwa leere Farbdosen unter dem Bett, großformatige Farbstifte für die schnelle Schmiererei zwischendurch, Schablonen, Einweghandschuhe, Sturmhauben, farbverschmierte Kleidungsstücke und Schuhe, großformatiges Zigarettenpapier für eine „dicke Tüte“ und sonstiges Handwerkszeug zum Kiffen.

Fahndungsliste

Fahndungsliste 2

In den Mittagsstunden habe ich mir das Vergnügen bereitet, das Anti-Sprayer-Tatort-Jugendzimmer im Bonner Stadthaus aufzusuchen.

Das Ganze ist noch bis Mittwoch vor dem Ratssaal zu bewundern. Bis auf ein paar Mitarbeiter der Verwaltung, die auf dem Weg zur Kantine sich über die Exponate der Polizei lustig machten, war in der Ausstellung tote Hose.

Das fachkundige Personal machte es sich in einer Ledersessel-Sitzgruppe oberhalb der Infotafeln gemütlich und glänzte nicht gerade mit Dialogbereitschaft. Erst auf meine Nachfrage, wer denn mal als Ansprechpartner zur Verfügung stehen könnte, bequemte sich ein Vertreter der Polizei aus seinem Sessel und fragte, was ich denn genau wissen wolle. Natürlich wollte ich erfahren, auf welchen Erkenntnissen die Zusammenstellung der Exponate für den Tatort Jugendzimmer beruhen.

Sprayer-Tatort Kategorie Kiffen

Es seien Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungsarbeit in Bonn und NRW, die zur Zusammenstellung der verdächtigen Indizien für eine kriminelle Sprayer-Karriere führten.

Ob die Polizei denn auch Hausbesuche bei den besorgten Eltern machen würde, um das Jugendzimmer in Augenschein zu nehmen? Das könne die Polizei natürlich nicht als Beratungsgespräch machen, antwortete der Mitarbeiter. Schließlich sei man Strafverfolgungsbehörde. Ob denn Eltern sich nach der Kontrolle des Jugendzimmers ihres Kindes direkt bei der Polizei melden würden, wollte ich noch wissen. Ja, es gebe verzweifelte Eltern, die keinen anderen Ausweg sehen und die Polizei kontaktieren.

Verdächtige Schuhe
Verdächtige Schuhe

Ob das Ganze nicht Anstiftung zum Denunziantentum sei, fragte ich den Jugendzimmer-Tatort-Experten am Ende des nicht sehr informativen Gesprächs. Jedenfalls komme das bei mir so an. Könne er sich nicht vorstellen, dass man diese Aktion falsch versteht?

Naschzeug im Schreibtisch

Missverständnisse könne man nicht ausschließen. So sei aber die Ausstellung nicht ausgerichtet. Nun ja. Eine peinliche Aktion des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsidenten.