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Tag: 15. Juli 2013
Aus der Serie: Fußgängerzonen-Idylle
„Die eigenschaftslose Stadt ist alles, was von dem übrig bleibt, was früher einmal Stadt gewesen ist“, schreibt Rem Koolhaas in seinem Opus „Die Stadt ohne Eigenschaften“.
Der Verfall der Urbanität setzte mit dem Bau der Fußgängerzonen in den 50er und 60er Jahren ein. „Ramschläden oder leere Ladenlokale prägen seither die ohnehin schlichte und auswechselbare Bebauung“, so Eva Pasche. Nachzulesen im Buch des Fotografen Rüdiger Kramer „Fussgängerzonen – Bilder aus Städten“.
Händler in Fußgängerzonen sollten nicht gegen das Internet protestieren, sondern die Abrissbirne beauftragen für eine Änderung der Baukultur.
Siehe auch:
Internet gefährdet #Blumenkübel-Flair der Fußgängerzonen: Aktion Schwarze Schaufenster
Wenn Eltern ihre Kinder stigmatisieren: Bonn macht gegen Sprayer mobil
So ganz falsch lag ich ja mit meinen Profiler-Hinweisen nicht, wenn es darum geht, die eigenen Kinder als „kriminelle“ Sprayer zu outen. Etwa leere Farbdosen unter dem Bett, großformatige Farbstifte für die schnelle Schmiererei zwischendurch, Schablonen, Einweghandschuhe, Sturmhauben, farbverschmierte Kleidungsstücke und Schuhe, großformatiges Zigarettenpapier für eine „dicke Tüte“ und sonstiges Handwerkszeug zum Kiffen.
In den Mittagsstunden habe ich mir das Vergnügen bereitet, das Anti-Sprayer-Tatort-Jugendzimmer im Bonner Stadthaus aufzusuchen.
Das Ganze ist noch bis Mittwoch vor dem Ratssaal zu bewundern. Bis auf ein paar Mitarbeiter der Verwaltung, die auf dem Weg zur Kantine sich über die Exponate der Polizei lustig machten, war in der Ausstellung tote Hose.
Das fachkundige Personal machte es sich in einer Ledersessel-Sitzgruppe oberhalb der Infotafeln gemütlich und glänzte nicht gerade mit Dialogbereitschaft. Erst auf meine Nachfrage, wer denn mal als Ansprechpartner zur Verfügung stehen könnte, bequemte sich ein Vertreter der Polizei aus seinem Sessel und fragte, was ich denn genau wissen wolle. Natürlich wollte ich erfahren, auf welchen Erkenntnissen die Zusammenstellung der Exponate für den Tatort Jugendzimmer beruhen.
Es seien Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungsarbeit in Bonn und NRW, die zur Zusammenstellung der verdächtigen Indizien für eine kriminelle Sprayer-Karriere führten.
Ob die Polizei denn auch Hausbesuche bei den besorgten Eltern machen würde, um das Jugendzimmer in Augenschein zu nehmen? Das könne die Polizei natürlich nicht als Beratungsgespräch machen, antwortete der Mitarbeiter. Schließlich sei man Strafverfolgungsbehörde. Ob denn Eltern sich nach der Kontrolle des Jugendzimmers ihres Kindes direkt bei der Polizei melden würden, wollte ich noch wissen. Ja, es gebe verzweifelte Eltern, die keinen anderen Ausweg sehen und die Polizei kontaktieren.
Ob das Ganze nicht Anstiftung zum Denunziantentum sei, fragte ich den Jugendzimmer-Tatort-Experten am Ende des nicht sehr informativen Gesprächs. Jedenfalls komme das bei mir so an. Könne er sich nicht vorstellen, dass man diese Aktion falsch versteht?
Missverständnisse könne man nicht ausschließen. So sei aber die Ausstellung nicht ausgerichtet. Nun ja. Eine peinliche Aktion des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsidenten.
Geister in Princeton
Hörspiel über den kongenialen Kurt Gödel