Google auf dem Weg zum Voice-Web: Mobile Kommunikation und Spracherkennung als Bausteine für neue Services

„Google hat rund 30 verschiedene Produkte auf den Markt gebracht. Aber nur mit einem Produkt machen sie Gewinn“, lästerte Microsoft-Gründer Bill Gates nach einem Bericht der FAZ. Und in der Tat bringt vor allen Dingen der klassische Suchmaschinen-Dienst den höchsten Umsatz: Der wichtigste technologische Vorteil, durch den sich Google von potenziellen Konkurrenten abhebt, besteht darin, dass seine Angestellten sämtliche Personalcomputer, welche das Unternehmen für seine Suchaktionen benutzt, nach Maß zusammensetzen. Dies könnte das Geheimnis von Google sein. Experten betrachten Personalcomputer im Allgemeinen als Bedarfsartikel, vergleichbar mit Toastern, doch Google montiert über 100.000 billige PCs, setzt sie ein und verbessert dauernd ihre Leistungsfähigkeit. Es baut die Geräte, stapelt sie auf kühlschrankgroßen Regalen übereinander und verknüpft sie mit patentierter Software und Kabeln. Keine Gesellschaft verfügt über eine größere Rechenleistung als Google mit seinem Netzwerk gewöhnlicher, doch aufgemotzter PCs. In einem Zeitalter der hoch spezialisierten Arbeit montiert Google jeden PC seines mächtigen Netzwerks in sicheren Anlagen, die kein Außenseiter betreten darf, einschließlich der Besucher des Googleplex, die glauben, alles gesehen zu haben.  Diesen Vorsprung könne  Google nach Marktanalysen des Düsseldorfer Internetexperten Bernhard Steimel nutzen, um neue und lukrative Geschäftsfelder zu erschließen. Schon in naher Zukunft werde sich die ursprüngliche Suche im Web über den PC auf alle anderen Produkte ausbreiten. Ein entscheidender Baustein sei die von Google vorangetriebene Spracherkennung, die Webinhalte für das Telefon nutzbar mache. „Internet-Suchdienste werden von Millionen Menschen genutzt und bieten sich daher besonders dafür an, in Sprache abgebildet zu werden”, so Steimel, Sprecher der Brancheninitiative Voice Business. Getrieben von der wachsenden Bedeutung des mobilen Internets werde die Sprachtechnologie für unterschiedliche Einsatzzwecke mit anderen Interaktions-Medien zusammengeführt. „Spracherkennung und Sprachausgabe, ob netzbasiert oder im Endgerät eingebaut als Bedienfunktion, soll mit grafischen Benutzerschnittstellen sinnvoll zusammenwirken. Dafür müssen technologische Kompetenzen aus unterschiedlichen Fachgebieten der Sprachtechnologie zusammengeführt werden, wie das Erkennen großer Wortschätze beim Diktieren, das sinnvolle Interpretieren von Antworten auf offene Fragen und das Suchen in einem semantischen Kontext. Wenn das gelingt, können die komplexen Such-Services von Google ihre Macht im Voice-Web entfalten“, sagt Steimel.   Eine wichtige Rolle spiele dabei die Mobilität: Es gibt etwa 900 Millionen Computer auf der Welt, die an das Internet angeschlossen sind. Aber es gibt mehr als drei Milliarden Mobiltelefone, mit denen ein Zugang zum Internet möglich ist. Für uns ist klar: Die Nutzung der Suche und Anwendungen auf mobilen Geräten sind kritische Faktoren für den künftigen Erfolg von Google“, so Google-Manager Douglas Merrill gegenüber der FAZ. Ihm gehe es aber nicht nur darum, die Suchfunktionen mobil zu machen. Besonders spannend für uns ist die Integration des Mobiltelefons in die Computerwelt. Ein Mobiltelefon ist immer mit dem Internet verbunden. Google kann mir zum Beispiel zehn Minuten vor dem nächsten Termin, der in meinem Google-Kalender eingetragen ist, eine SMS zur Erinnerung sendet“.  Mobile Navigation könnte ebenso interessant sein. Wenn das Mobiltelefon immer mit dem Internet verbunden sei, könne sich die Information mit dem Nutzer bewegen. Auch Übersetzungsdienste bei Auslandsreisen seien möglich in Kombination mit Spracherkennung. Es lauern bei der mobilen Nutzung des Internets allerdings auch Risiken: „Wenn die Intimität der mobilen Kommunikation gefährdet scheint, kann ein Geschäftsmodell schnell scheitern. Daher sollte Google überlegen, die eigene Stärke mit den Möglichkeiten der Mobilität intelligent zu verbinden. Für einen echten Mehrwert wird der Endkunde auch bereit sein, Geld zu zahlen“, betont Andreas Dippelhofer, Mitglied der Geschäftsführung des Abrechnungsdienstleisters acoreus. Das könnte das Geschäftsmodell von Google verändern und auch erweiterte Anforderungen an Kundenmanagement- und Abrechnungsprozesse nach sich ziehen. „Dazu könnten auch Web-2.0-Anwendungen einen Beitrag leisten. Warum also nicht einmal darüber nachdenken, die Google-Suche für Social Networks einzuführen und auf das Handy zu bringen“, regt Dippelhofer an.

Intelligente Maschinen und neue Servicekonzepte – Industrie setzt auf smarte Dienstleistungen

Einige Unternehmen werben offensiv damit, dass sie sich für den Kunden nicht besonders interessieren und ihn ausschließlich über so genannte Tief-Preise ködern wollen. Doch diese Rechnung geht meist nicht auf, so das Fachmagazin Acquisa http://www.acquisa.de. Service sei der beste Verkäufer: „Guter Service kostet Geld. Doch für Unternehmen rechnet sich ein guter Draht zum Kunden schnell. Denn umfangreiche Dienstleistungen zahlen auch auf die Marke ein. Firmen können also dem nächsten Preiskrieg entspannter entgegenblicken.“

Seit rund 15 Jahren wirbt der Mercedes-Benz-Händler http://www.mercedes-benz.de aus Aschaffenburg mit dem Spruch: „Kunzmann – die neue Service Dimension“. Damals habe man in der Geschäftsführung erkannt, dass Service im Autohandel eine neue Bedeutung bekomme, so Kunzmann gegenüber Acquisa. „Die Wagen der Oberklasse-Hersteller hatten sich qualitativ immer mehr angenähert, eine technische Innovation war nur noch ganz kurze Zeit ein Alleinstellungsmerkmal“, so Werner Grossmann, in der technischen Leitung des Unternehmens für Service-Marketing zuständig. „Da wurde guter Service zum wichtigen Verkaufsargument.“

Acquisa beschreibt, wie Kunzmann http://www.kunzmann.de den „Dienst am Kunden“ betreibt: „Von der kostenlosen Tasse Kaffee beim Verkaufsgespräch über Reifeneinlagerung bis hin zum Hol- und Bring-Service der Werkstatt reicht die Palette. Nach dem Erwerb eines Wagens geht es darum, den Kontakt zu halten – möglichst bis zum nächsten Kauf.“ Das Modell des Augsburger Autohändlers macht deutlich, welche Defizite bei vielen anderen Händlern herrschen. „Nur mit kompromissloser Kundenorientierung finden die deutschen Autohäuser heraus aus der Abwärtsspirale“, weiß der Automobilexperte Uwe Röhrig, Inhaber des Hannoveraner Beratungshauses International Car Concept (ICC) http://www.icconcept.de. „Warum sind Autohäuser nachts beleuchtet, aber nicht geöffnet? Warum sollte man dem Kunden nicht für eine Leasingrate im Sommer ein Cabrio und im Winter ein Sport Utility Vehicle anbieten?“ „Das erste Auto verkauft der Verkäufer, alle weiteren der Service“, bestätigt Grossmann.

Röhrig verweist auf ein aktuelles Beispiel: Der japanische Autohersteller Mazda http://www.mazda.de will den Kunden stärker in den Fokus rücken. Nach einem Bericht des Fachmediums Kfz-Betrieb http://www.kfzbetrieb.de unterstützt die Ford-Tochter seine Händler bei der Bindung und Neugewinnung von Kunden mit neuen Instrumenten. So wird das bestehende Kunden-Dialog-Programm durch eine neue Premiumversion ergänzt. „Die Ansprache des Kunden erfolgt hauptsächlich über individuelle Mailings unter anderem zu Anschlussgarantien, Hauptuntersuchungs- und Wartungsintervallen sowie Modellinformationen“, schreibt Kfz-Betrieb. Außerdem beinhalte das neue Kunden-Dialog-Programm den Versand von jährlich drei Ausgaben des Mazda-Kundenmagazins sowie Fragebögen zu den Themen Neuwagen und Service.
„Mit dem Ausbau des Servicegeschäftes haben wir einen Hebel in der Hand, mit denen deutsche Industrieunternehmen gegenüber der stärker werdenden Konkurrenz aus Osteuropa und Asien punkten können. Unser Unternehmen konzentriert seine Strategie beispielsweise auf die letzte Meile für den gesamten After Sales-Service – von der Abholung am Fließband bis hin zur Verschrottung“, sagt Michael Müller, Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a&o-Gruppe http://www.ao-services.de. „Ein schönes Beispiel ist der Landmaschinenhersteller John Deere. Bis in die 1990er Jahre war das Unternehmen auf den Maschinenverkauf fokussiert. Damit wäre Deere allerdings nicht zukunftsfähig geblieben: Aus John Deere wurde JDL. Die frühere Mähdrescherfirma verkauft jetzt Rollrasen, Landschaftskonzepte, Beratung, vergibt Kredite für Gartenbauunternehmen und baute eine Fortbildungsakademie auf. Mit der reinen Produktzentrierung können westliche Unternehmen keine ausreichenden Gewinnmargen mehr erwirtschaften. Wer sich hier auf den Lorbeeren der Industrialisierung ausruht, wird vom Markt gefegt“, erklärt Müller.
 Dienstleistungen und Beratungsangebote spielen auch in der Printmedien-Industrie eine immer größere Rolle. So sieht die Heidelberger Druckmaschinen AG http://www.heidelberg.com einen Trend, der zum elektronisch unterstützten Service geht: „Durch immer mehr ‚Intelligenz in der Maschine’ wird eine tiefere Integration von Dienstleistungsangeboten und dem Equipment in der Produktion ermöglicht“, so der „Systemservice Report“ von Heidelberger Druck.  Die nächste Generation von Dienstleistungen werde nicht nur die Ferndiagnose und Fernwartung ermöglichen, wie dies Heidelberg mit seinem Remote Service seit Anfang der 1990er Jahre praktiziert. „Der nächste große Schritt, den der internetbasierte Remote Service bieten wird, ist revolutionär. So ist es beispielsweise denkbar, die Serviceplattform für virtuelle Lehrgänge zu nutzen: Ein Servicespezialist hilft dem Kunden, das gesamte Potenzial moderner Druckmaschinen voll auszuschöpfen“. Experten bei Heidelberg erforschen zudem die Option, dem Internet-Tool zusätzliche, aktive Fähigkeiten zu verleihen, um es für präventive Servicemaßnahmen einzusetzen: Beispielsweise könnte sich die Druckmaschine von selbst melden, wenn die Lebensdauer bestimmter Verschleißteile in absehbarer Zeit zu Ende geht.

Behörden wollen Service verbessern – One Stop Shopping statt Bürokratiedschungel

Der Bertelsmann-Konzern krempelt die Verwaltung der Stadt Würzburg radikal um. In Zukunft gelten hier die Gesetze der Privatwirtschaft, aus Bürgern sollen Kunden werden. „Noch ist Würzburg eine ganz normale Stadt. Wie überall in Deutschland gibt es hier ein Amt für das Einwohner- und Meldewesen, eines für die Zulassung von Kraftfahrzeugen, eines für Bewohnerparkausweise und eines für die Hundesteuer. Außerdem gibt es dann noch das Fundbüro, die Abteilung für Führungszeugnisse und das Amt für Gewerbeangelegenheiten. Eben der ganz normale Bürokartieirrsinn einer ganz normalen Stadt. Doch im nächsten Jahr soll sich das ändern. Würzburg ist eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Arvato eingegangen, einer Tochter des Bertelsmann-Konzerns. Ziel der Vereinbarung: der radikale Umbau der Verwaltung nach den Gesetzen der Privatwirtschaft. Die Arbeitsabläufe werden gestrafft, statt Akten gibt es moderne Computer – und der Bürger wird zum Kunden“, schreibt Spiegel Online. Je nach Lebenslage habe man in Zukunft nur noch mit einem Ansprechpartner zu tun – für Familien, Studenten oder Unternehmer. Wer zum Beispiel umzieht, müsse das nur noch einer einzigen Stelle mitteilen. Die kümmere sich dann um das Kfz-Kennzeichen, den Personalausweis und die neue Mülltonne. Ein großen Schritt in Richtung des neudeutsch genannten Prinzips „One Stop Shopping“ erwartet Axel Schnell, Chief Operating Officer des Stuttgarter ITK-Systemintegrators Nextiraone http://www.nextiraone.de, von der Einführung der einheitlichen Servicerufnummer 115 in Verbindung mit der zunehmenden Migration von Voice-over-IP in der öffentlichen Verwaltung.

„Vorbild für das bundesweite Projekt ist die New Yorker Rufnummer 311, um Behördengänge zu vereinfachen, Zuständigkeiten zu bündeln, unterschiedliche Call Center-Hotlines unter einem Dach zu vereinigen, verschiedene IT-Verfahren und Computersysteme zu integrieren, um so die Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zu verbessern“, erläutert Schnell. Hier sei allerdings ein hoher Integrationsaufwand zu leisten. Jede Abteilung habe bislang ihr eigenes Computersystem, bei jedem Prozess müssten die Mitarbeiter viele unnötige Daten eingeben: jedes Mal den Namen, jedes Mal das Geburtsdatum, jedes Mal den Familienstand. In Würzburg werden die Daten künftig über eine einzige Benutzerplattform verwaltet. Das Kfz-Kennzeichen eines Bürgers lässt sich dann gleichzeitig mit der Steuernummer seines Hundes eingeben – in einem einzigen Vorgang. Das erwartet man auch von der 115-Nummer. „Die gezielte Content-Abfrage über Datenbanken und die schnelle Suche in elektronischen Verzeichnissen wird wesentlich zu einer hohen direkten Beantwortungsquote der Call Center-Mitarbeiter beitragen“, so Harald Lemke, Hessischer Staatssekretär und Bevollmächtigter für E-Government und Informationstechnologie http://www.hmdi.hessen.de. Neue Technologien, Organisationsformen und Menschen müssten für eine zentrale Servicenummer mit Tiefenintegration unter einen Hut gebracht werden.

„Aus dem Referenz-Projekt in New York lassen sich für Deutschland bereits einige wesentliche Erfahrungen übertragen, die für eine gute Akzeptanz bei den Bürgern wichtig sind. In New York wurden 2003 alle Servicenummern der Stadtverwaltung, immerhin 11 eng bedruckte Seiten im New Yorker Telefonbuch, vereinheitlicht. Hier werden in über 17 Sprachen rund um die Uhr, an Sonn- und Feiertagen Bürgeranfragen beantwortet. Ein vergleichbarer Service soll auch in Deutschland erreicht werden“, so die Erfahrungen von Thomas Friedrich, Senior Account Manager des Softwarehauses Genesys und verantwortlich für den öffentlichen Bereich. Die größte Herausforderung sei dabei die föderale Struktur.

„Hier ist es notwendig verschiedenste TK- und IT-Infrastrukturen der Länder und Kommunen sowie bestehende Verwaltungssoftware miteinander zu vernetzen, um einen Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, am Telefon kompetent Auskunft zu geben. Die Stadt New York löste diese Herausforderung mit der Einführung eines virtuellen Netzverbundes. Die komplette Steuerungslogik für die Anrufe wird über eine zentrale Plattform an den richtigen Ansprechpartner in der zuständigen Behörde vorgenommen. Gleichzeitig werden die für den Anrufer relevanten Daten übertragen, so das mit Klingeln des Telefons gleichzeitig die Daten des Anrufers aus der Verwaltungssoftware geholt und am Arbeitsplatz des Mitarbeiters angezeigt werden. Ein virtuelles Call Center, wie in New York, bedeutet auch, dass die Mitarbeiter in den Behörden an ihren gewohnten Arbeitsplätzen verbleiben können. Ein Umzug in ein Call Center entfällt, – die Zuteilung der Anrufe an die Arbeitsplätze übernimmt Genesys“, so Friedrich.

Das werde für das föderalistisch organisiertes Deutschland ein wichtiges Erfolgskriterium sein, denn wenn ein Bürger in Hamburg mit seinem Mobiltelefon die 115 wählt, um in seiner Heimatgemeinde München eine Mülltonne oder den Sperrmüll zu bestellen, müsse sichergestellt werden, dass er auch im ersten Versuch mit der zuständigen Abteilung in München spricht. „Technisch sind diese Fragestellungen heute schon zu lösen, allerdings müssen hierzu auch die organisatorischen Schritte in den Verwaltungen getan werden. Klassische Call Center reichen dabei nicht aus, um den Bürgerservice in den Landesverwaltungen, Städten und Gemeinden zu erbringen. Wie das Beispiel New York zeigt, werden rund 30 Prozent der jährlich auflaufenden 15 Millionen Anrufe von den von Verwaltungsfachangestellten bearbeitet. Daher ist eine virtuelle Vernetzung zu einem Kunden-Service-Center, in dem Agenten und Verwaltungsfachpersonal ergänzend zusammenarbeiten, für einen erfolgreiche Umsetzung von 115 in Deutschland wichtig. In New York funktioniert die Lösung so gut, das die Stadt monatliche Berichte über die Servicequalität ihrer Bürgerhotline auch mit gewissem Stolz in Internet veröffentlicht. Wenn dies in naher Zukunft auch in Deutschland der Fall ist, dann hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Bürgerservicenummer 115 ein wirklich großes Ziel erreicht“, erklärt Friedrich.

Die 115 ist nach Ansicht von Bernhard Steimel, Sprecher der Initiative Voice Business, prädestiniert für ein Sprachportal, das die Vorqualifizierung der Bürgeranliegen ermöglicht, sie intelligent weiterleitet und in dem bereits einfache Dienste vollautomatisiert zur Verfügung stehen: „Mit Sprachportalen lassen sich bundesweit Bürgeranrufe mit vertretbarem Aufwand annehmen, ohne dass riesige Call Center geschaffen werden müssen. Vorreiter wie Augsburg und Eschborn zeigen mit ihren Vermittlungsportalen, wie One-Number-Zugangskonzepte als Bürgersprachportale umgesetzt werden können. Auch Transaktionsangebote für die Bürger, wie Terminvereinbarungen oder Gebührenzahlungen sind mit dem Sprachcomputer möglich“, weiß Steimel. Über Sprachportale ließe sich auch der Aufbau der 115 gut strukturieren: Kommunen, die Bürgersprachportale mit den dahinterliegenden Backend-Anbindungen schon geschaffen haben, könnten leicht in die 115 integriert werden. „Da im Intelligenten Netz die Herkunft des Anrufers bekannt ist, wird er automatisch in das Bürgersprachportal der Gegend verbunden, in der sich gerade befindet“, sagt Steimel. Dadurch entstünde eine bundesweite 115, ohne dass ein von oben übergestülptes System im Dschungel disparater Systeme und dem Kompetenzgerangel verschiedener Behörden zum Milliardengrab werde, das vor lauter Verzögerungen nie „live“ gehen könne.

Russland wichtiger Partner – Gleichgewicht der Interessen beachten

Die Zeiten ändern sich. Auch in der 

Außenpolitik. Als Gerhard Schröder noch Kanzler war, waren die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika miserabel. Dafür pflegte der vom ,,Autokanzler“ zum ,,Energie-Lobbyisten“ mutierte Schröder ein besonders herzliches Verhältnis zu Russland. Auch gegenüber China vermied er peinlich kritische Töne. Bei Angela Merkel ist alles anders: Mit US-Präsident George Bush plaudert sie entspannt auf dessen Ranch, während im Verhältnis zu China und Russland eine neue Eiszeit herrscht.  Franz Sommerfeld, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers http://www.ksta.de missfällt ,,Merkels neuer Ton in der Außenpolitik“. ,,Niemand erwartet von Merkel, dass sie mit Wladimir Putin saunt – wie weiland Helmut Kohl mit Boris Jelzin“, so Sommerfeld salopp. Doch sie müsse sich schon darum kümmern, dass die Beziehungen zu Frankreich, Russland und China wieder besser werden. Außenpolitik werde nicht an der Entschlossenheit des Auftritts gemessen, so Sommerfeld in Anspielung auf Merkels medienwirksames Zusammentreffen mit dem Dalai Lama. Eine Reideologisierung würde Deutschland als Gesprächs- und Handelspartner isolieren. Schon schicke sich Frankreich an, in China an die Stelle Deutschlands zu treten.  ,,Insbesondere im Verhältnis zu Russland müssen wir außer den Menschenrechten, die sicher wichtig und unveräußerlich sind, auch die vitalen wirtschaftlichen Interessen Deutschlands berücksichtigen“, betont der Osteuropaexperte Jörg Peisert http://www.joerg-peisert.de, der bereits vor Jahren im Gespräch mit der Welt am Sonntag http://www.joerg-peisert.de/welt_am_sonntag_.html oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung http://www.joerg-peisert.de/frankfurter_allgemeine_zeitung_.html auf die Chancen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion hingewiesen hat. ,,Die Außenpolitik von Merkel und Steinmeier muss immer wieder die Frage nach dem Gleichgewicht zwischen politischen, wirtschaftlichen, macht- und energiepolitischen Interessen stellen, ohne dabei die Menschenrechte aus dem Blick zu verlieren.“