Wenn leblose digitale Begriffskaskaden ins tatenlose Koma führen – Live-Hangout mit @michaelzachrau #NEO15

Am 9. und 10. November in Bonn.
Am 9. und 10. November in Bonn.

Leblose digitale Begriffskaskaden befördern Entscheider in Politik und Wirtschaft ins tatenlose Koma.

Als Avantgarde der Netz-Leerformeln bewährt sich gerade Verkehrsminister Alexander Dobrindt in einem The European-Gastbeitrag:

„Die Digitalisierung revolutioniert Wirtschaft und Gesellschaft in einem disruptiven Prozess, diese historische Transformationsphase schreibt die Wirtschaftsgeschichte industrialisierter­ Volkswirtschaften neu. Ob Deutschland Innovationsland bleibt oder Stagnationsland wird, hängt davon ab, ob wir unsere Innovationsführerschaft im digi­talen Zeitalter behaupten. Das gelingt, wenn wir die Stärken der sozialen Marktwirtschaft einsetzen und drei Aufgaben angehen: schnelle Netze, Wettbewerb und Vernetzung.“

Wer so etwas liest, braucht kein Valium gegen Schlafstörungen. Storymaker, die uns die Bits und Bytes nicht mit dem Charme von Rechenschiebern vermitteln, findet man kaum in Deutschland. Es sind die seltenen Gastauftritte von den Tech-Bombenlegern aus dem Silicon Valley, die uns den Erzählstoff für die Next Economy bieten.

Periscope-Mitgründer Kayvon Beykpour im Interview mit Richard Gutjahr
Periscope-Mitgründer Kayvon Beykpour im Interview mit Richard Gutjahr

Dazu zählt der Periscope-Mitgründer Kayvon Beykpour, dem in Hamburg die mediale Schickeria zu Füßen lag. TV-Journalist und Blogger Richard Gutjahr überlegte gar einen Moment im Livestreaming-Interview mit Beykpour, ob er nicht auf die Seite des Startup-Unternehmens wechseln sollte, da selbst im Journalismus die Impulse nicht mehr von Häusern wie Springer oder Burda kommen, sondern von den Programmierern in Kalifornien.

Wie man das ändern kann, wollen wir – also die netzökonomischen Käsekuchen-Fans – in aller Offenheit auf der Next Economy Open #NEO15 Anfang November in Bonn diskutieren – gut eine Woche vor dem IT-Gipfel in Berlin, wo sich Männer in dunklen Anzügen mit Kanzlerin Merkel treffen und im Industrie 4.0-Technokraten-Modus über die Zukunft fabulieren. Wir benötigen einen anderen Erzählstoff für die vernetzte Wirtschaft.

Wir brauchen mehr Growth Hacker. Darüber spreche ich am Donnerstag, um 12 Uhr mit dem Marketing-Experten Michael Zachrau. Hashtag für Zwischenrufe während der Liveübertragung #NEO15

Oder die Frage-Antwort-Funktion auf der Google Plus-Seite verwenden – oben rechts am Video.

Meine morgige The European-Kolumne geht ausführlicher auf die Storymaker ein.

Siehe auch:

Es gibt mehr als Facebook & Twitter: So nutzen Unternehmen Social Media in 2015.

„Sie haben keine Ahnung“, „Verschwörungstheorien“, „Beleidigungen“, „Gähn“ – Tweets des SPDlers @UlrichKelber zur #VDS Umfaller-Debatte

Die Metamorphosen des Herrn Kelber zur Vorratsdatenspeicherung
Die Metamorphosen des Herrn Kelber zur Vorratsdatenspeicherung

Für die SPD-Umfaller, die sich wie der Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber vor wenigen Monaten noch vehement gegen die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen haben und nun der Linie ihres Parteivorsitzenden Gabriel folgen, wird es schwer, das Wahlvolk zu beruhigen.

Besonders schwer macht es sich Kelber im Twitter-Dialog mit einigen Beschwerden, die direkt aus seinem Wahlkreis kommen. Da er zudem Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium ist, kommt dem Disput noch eine besonders Bedeutung zu.

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Zur Frage, ob sich Ministerpräsidentin und Landeschefin Hannelore Kraft am Rande des Parteikonvents in Berlin einzelne Landtagsabgeordnete vorgeknöpft haben, die gegen den Antrag der SPD-Spitze gestimmt hatten, kamen flapsige Bemerkungen von Kelber:

„Nein, bei mir nicht und im Artikel sagen ja auch andere, dass es da nix gab.“

VDS

Der WAZ-Bericht spricht eine andere Sprache.

Vor Zeugen soll Kraft dem jungen Medienpolitiker Alexander Vogt aus Herne lautstark gedroht haben, so lange sie etwas in NRW zu sagen habe, könne er nichts mehr werden. Vogt erklärte gegenüber der WAZ:

„Wir haben uns sowohl vor als auch nach dem Konvent über unsere unterschiedlichen Standpunkte offen ausgetauscht.“ Ob Kraft mit Nicht-Berücksichtigung bei künftigen Personalentscheidungen gedroht habe? „Nein“, erklärte Vogt.

„Gegenüber der Ratinger Abgeordneten Elisabeth Müller-Witt soll Kraft geäußert haben, sie beschäftige sich im Sommer mit einigen Personalien, ‚und du stehst nicht auf der Liste‘. Müller-Witt ließ den Vorfall auf Anfrage undementiert, erklärte nur: ‚Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich die Nicht-Öffentlichkeit ernst nehme und deshalb nicht aus der Veranstaltung berichte.'“

Der Detmolder Dennis Maelzer, ebenfalls Gegner der Vorratsdatenspeicherung, habe offenbar nach einem „Einzelgespräch“ mit Kraft im Vorfeld des Parteikonvents seine Meinung geändert und für den Antrag des SPD-Vorstands gestimmt.

Es hat also, werter Herr Kelber, keine Interventionen von Kraft gegeben? Die Ministerpräsidentin äußerte sich jedenfalls weniger apodiktisch:

„Was in der Kabine besprochen wird, bleibt in der Kabine.“

Seine eigenen Metamorphosen vom Paulus zum Saulus rechtfertigt Kelber mit einem langen Text auf seiner Website, der das Ganze noch schlimmer macht.

VDS Kelber

Welchen Nutzen die verdachtsfreie Massenüberwachung nun bei der Verbrechensbekämpfung hat, kann man in der Rechtfertigungslyrik des Bonner Bundestagsabgeordneten und Justizstaatssekretärs mit der Lupe suchen:

„Mehrere Standortdaten („Bewegungsprofil“) dürfen nur zur Aufklärung besonders schwerer Straftaten (z.B. Serienmord) oder zur Entlastung eines Beschuldigten verwendet werden.“

Der Sprecher des Ministeriums sagte kürzlich noch, er könne keinen konkreten Gefahren benennen, bei denen die Vorratsdatenspeicherung Sinn macht. Bleiben jetzt Serienmörder die einzige Gefahrenquelle, die man mit der VDS bekämpfen will?

Cookie-Niveau erreicht Kelber dann im Postskriptum seiner Stellungnahme:

„Ich bitte alle Gegner einer VDS aber auch um Engagement in einer anderen Frage: Aus meiner Sicht ist die Datensammlung und fortlaufende Profilbildung durch private Konzerne im Internet die eigentliche Gefährdung unserer Freiheit. Die private Datenspeicherung und -verarbeitung entbehrt heute selbst im demokratischen Rechtsstaat oft jeglicher Kontrolle, außerdem werden alle gespeicherten Daten aller BürgerInnen rund um die Uhr ausgewertet. Aus gläsernen Kunden/NutzerInnen werden schnell gläserne BürgerInnen, wenn nicht nur Konsum, sondern Kommunikation und Information von den Konzernen durch die Informationen aus den Profilen gesteuert werden. Hören Sie bitte aufmerksam zu und widersprechen Sie lautstark, wenn Wirtschaftsvertreter (wie zuletzt der Präsident der BITKOM) und PolitikerInnen (wie zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel) davon sprechen, dass der Einwilligungsvorbehalt der Datenerhebung, die Zweckbindung der erhobenen Daten und Datensparsamkeit nicht mehr die richtigen Konzepte für das 21. Jahrhundert seien. Das Gegenteil ist der Fall, sie sind die unbedingte Voraussetzung für die Datensouveränität der BürgerInnen im digitalen Zeitalter!“

So kritikwürdig die Werbe-Agitation im Internet ist, so unverschämt und durchsichtig ist das Ablenkungsmanöver von Kelber. Personalisierte Werbung und Big Data-Verfahren im Internet als die eigentliche Bedrohung darzustellen, verlangt schon eine Menge Ignoranz im Diskurs mit der Bürgerschaft.

Möchte mich Kelber vor dem Ausverkauf meiner Daten schützen, weil gewinnsüchtige Konzerne, in der Regel in den USA angesiedelt, begierig meine Privatsphäre und geheimen Wünschen ausspionieren wollen? Hat der Staat keine Interessen, mich kollektiv über die vorauseilende Volksüberwachung in die Kategorie von Kinderpornografie-Konsumenten oder Serien-Mörder einzustufen?

Ohne Bürgerbeteiligung scheitern Großprojekte – Lehrbeispiel #Festspielhaus in Bonn

Beethoven Denkmal

Das Scheitern des Festspielhaus-Projektes zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven war absehbar. Es ist die unendliche Geschichte von Planungschaos und Überheblichkeit der Bonner Honoratioren.

Fragte man die Festspielhaus-Freunde nach der Beteiligung der Bonner Bürgerschaft beim Wettbewerbsverfahren, bekam man den Verweis auf die private Trägerschaft. Fragte man nach der Notwendigkeit des Prachtbaus, argumentieren die Klassik-Fans mit den Interessen der Stadt. Ein sehr schönes dialektisches Spielchen auf Kosten der Allgemeinheit, auf Kosten der Kleinkunst und der Graswurzel-Kulturszene.

„An diesem Beispiel wird deutlich, weshalb wir als Zivilgesellschaft solche unabhängigen Institutionen wie die Werkstatt Baukultur Bonn oder das Haus der Architektur Köln dringend benötigen. Aus dem System selbst heraus (d.h. Politik, Verwaltung, Architekten, Berufs- und Wirtschaftsverbände, Investoren) sind die Stimmen einfach zu schwach, die sich für eine höhere Planungsqualität und Prozesskultur einsetzen. Eine transparente, nachvollziehbare, öffentlich geführte Debatte solch hochöffentlicher Bauvorhaben verhindert nicht etwa Qualität, sondern ist integraler Bestandteil der erfolgreichen und von weiten Teilen der Stadtgesellschaft mitgetragenen Umsetzung“, kommentiert Christian Wendling vom Haus der Architektur in Köln.

Wie gut ist doch Wikipedia bei der Dokumentation der planerischen Peinlichkeiten, die sich in den vergangenen Jahren um den neuen Musen-Tempel abgespielt haben. Hier nur die „Highlights“:

Im Juni 2007 hieß es in einem Beschluss des Rates der Stadt:

„Das neue ,Festspielhaus Beethoven‘ soll in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Beethovenhalle errichtet werden. Hierbei sind planerische Lösungen für die Anbindung zum Komplex der bestehenden Beethovenhalle vorzuschlagen. Als Baufenster vorgesehen ist das östlich angrenzende Grundstück am Ufer des Rheins zwischen den Straßen Wachsbleiche im Norden und Theaterstraße im Süden.“

Im April 2008 vollzog die damalige Oberbürgermeisterin Dieckmann einen Schwenk: das Festspielhaus sollte weder neben der Beethovenhalle oder gar an einem anderen Standort gebaut werden.

„Das wäre mit 75 Millionen Euro nicht zu machen“, zitierte sie der „Bonner General-Anzeiger“ am 19./20. April 2008.

Sie setze sich nun für eine „integrative Lösung“ ein. Danach sollten Außenansicht und Dach der Halle „weitgehend erhalten bleiben“, der Innenraum aber völlig umgebaut werden mit zwei Sälen und der Verlagerung des Haupteingangs zum Rhein hin. Zu diesem Konzept würden nun auch die Bauherren tendieren.

Drei Monate nach der Wahl eines neuen Stadtrates und eines neuen Oberbürgermeisters im September 2009 teilte der Bonner Stadtdirektor Volker Kregel mit, der gleichzeitig städtischer Projektleiter für das Festspielhausprojekt war, dass es hinsichtlich des Standortes eine Alternativ-Planung gebe. In Absprache mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch werde laut darüber nachgedacht, „die Entscheidung für den Standort auf dem Gelände der Beethovenhalle aufzugeben“. Als Alternativstandort nannte Kregel ein Grundstück neben der Telekom-Zentrale, auf dem sich derzeit noch das „Landesbehördenhaus“, das ehemalige Bonner Polizeipräsidium, befindet.

In einer Stellungnahme vom Februar 2010 erklärte die Verwaltung, es gebe „keine Pläne zum Standortwechsel, sondern lediglich den Hinweis auf andere Optionen“. Zwei Wochen später teilte Oberbürgermeister Nimptsch mit, dass „die Projektpartner jetzt Alternativen“ prüften, „die am Rhein liegen: am Alten Zoll, im Park zwischen Villa Hammerschmidt, Kanzlerbungalow und Palais Schaumburg. Und in der Rheinaue.“

In der dem Projektbeirat im März 2010 vorgelegten „Ergänzenden Standortbewertung“ kam die Verwaltung für den Standort Rheinauenpark/Rheinpavillon zu der Bewertung „sehr eingeschränkt geeignet“, die drei anderen seien nicht geeignet. Ähnlich kurios ist die Bauplanung verlaufen.
Kein offener Wettbewerb

Das privatrechtlich ausgerichtete Vergabeverfahren aus dem Jahr 2008 war kein ordentlicher, offener Architektenwettbewerb, wie er bei öffentlichen Aufträgen vorgeschrieben ist. Zu Beginn des Auswahlverfahrens, Mitte Oktober 2008, nannte die Deutsche Post AG für die drei Unternehmen elf internationale Architekturbüros, die mit Entwürfen für den Bau beauftragt wurden. Drei Leitlinien galten für sie:

Das neue Haus soll sowohl architektonisch als auch akustisch Weltniveau haben, das Investitionsvolumen maximal 75 Millionen Euro betragen. Als „Option“ vonseiten der Sponsoren hatten die Architekten, die Beethovenhalle einzubeziehen oder abzureißen, womit die Sponsoren die vom Rat beschlossenen „städtebaulichen Rahmenbedingungen“ ignorierten. Die „städtebaulichen Rahmenbedingungen“ gehen von einem Nebeneinander von alter und neuer Halle aus, nicht von einem Abriss.

Provinz bleibt Provinz

Vertreter der Stadt und der Bürger waren bei der Expertenanhörung, so Andreas Rossmann in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) vom “16. Februar 2009, „Zaungäste“”. Die Entscheidung, welche Entwürfe ausgewählt wurden, trafen alleine die Sponsoren. Am 16. Februar 2009 berichtete die „FAZ“, dass die vier ausgewählten Entwürfe der Sponsoren nicht identisch seien mit vier Entwürfen, die das Expertengremium favorisierte.

Die Zeitung beruft sich auf Landeskonservator Udo Mainzer, der als Experte an der Anhörung teilnahm. So seien von den Sponsoren zwei Entwürfe, die von Schuster & Schuster und von David Chipperfield, „plötzlich“ ausgetauscht und durch die Entwürfe von Hermann & Valentiny und Arata Isozaki ersetzt worden. Begründungen für diese Entscheidung wurden vonseiten der Sponsoren nicht gegeben. Ebenfalls sei kein Wettbewerbsprotokoll geführt worden.

Und wie trefflich urteilt doch der „FAZ“-Redakteur vor sechs Jahren (Stichwort „Bilbao-Illusionen“):

„Zwar zeichnet sich inzwischen ein Ende der Spektakel-Architektur ab, doch die Post möchte in Bonn damit hinterherkleckern. So insistiert die Provinz darauf, Provinz zu bleiben. Zeitgebunden wie sie sind, dürfte jeder der vier Entwürfe, so er gebaut wird, in zwanzig Jahren älter aussehen als die Beethovenhalle von Siegfried Wolske“, die übrigens vor fünf Jahrzehnten von Experten der Musik- und Architekturszene bejubelt wurde – bis sie von der Stadt heruntergewirtschaftet wurde und von den Festspielhaus-Honoratioren in den vergangenen Jahren schlechtgeredet wurde.

Das Abo-Publikum verlangte halt einen neuen und edlen Rahmen, um die Abendgarderobe aus dem Schrank zu holen.

Nach dem Ausstieg der Post steht man nun in Bonn mit leeren Händen da. Dann sollte wenigsten die Beethovenhalle saniert werden, um im alten Glanz zu erstrahlen. Viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020.

Industrielles Internet: Wenn aus Vorsprung Nachsprung wird – China hat die Nase vorn #FraunhoferIAO #Industrie40

Industrie 4.0-Vorsprung weggeblasen
Industrie 4.0-Vorsprung weggeblasen

Beim industriellen Internet ist China nach einer Meldung von Fraunhofer IAO bereits auf der Überholspur. Von 2013 bis 2015 haben chinesische Erfinder auf diesem Gebiet über 2500 Patente angemeldet und liegen somit deutlich vor den USA mit 1065 sowie Deutschland mit 441 Anmeldungen.

Die Patentanalyse zeige, dass Chinas Technologieaktivitäten derzeit inhaltlich mit hoher Priorität auf energie-effiziente industrielle Sensornetzwerke sowie auf künstliche Intelligenz abzielen.

Das Fraunhofer IAO wird ab Juni 2015 halbjährlich die englischsprachige Technologiestudie „Industry 4.0 – Chinese Patents“ anbieten. Die Studie enthält einen Überblick von rund 1000 chinesischen Patentveröffentlichungen.

Die Technologien der 50 wichtigsten chinesischen Patentveröffentlichungen eines Halbjahrs werden von Experten qualitativ analysiert und in Steckbriefen zusammengefasst. Sie enthalten Bewertungen für Neuheit, Innovationshöhe sowie Umgehbarkeit. Zielgruppe in Unternehmen: Forschung und Entwicklung, Vertrieb sowie Patente.

Wo ist nach diesen Infos der teutonische Industrie 4.0-Vorsprung nur geblieben?

Im April 2013 ging die so genannte Plattform Industrie 4.0 als Gemeinschaftsprojekt der Wirtschaftsverbände BITKOM, VDMA und ZVEI mit großen Erwartungen an den Start, um die Hightech-Strategie der Bundesregierung maßgeblich zu unterstützen. Die Initiative steht für die Anwendung des Internets der Dinge und der Dienste in industriellen Prozessen, in Produktion und Logistik, mit weitreichenden Konsequenzen für die Wertschöpfung, die Geschäftsmodelle sowie die nachgelagerten Dienstleistungen und die Arbeitsorganisation. Was die drei Verbände zustande gebracht haben, die immerhin rund 6000 Mitgliedsunternehmen der deutschen Spitzenindustrie repräsentieren, ist spärlich.

Die USA sind dabei, auch bei der vernetzten Industrie Trendsetter zu werden, warnt Franz Eduard Gruber, Gründer und Chef der Software-Firma Forcan, die sich auf die Steuerung von Maschinen spezialisiert hat. Die Amerikaner haben nach seinen Erfahrungen erkannt, dass die Standardisierung in der Kommunikation von Maschinen und Sensoren entscheiden ist.

„Wer den Standard definiert, der definiert, in welche Richtung der Weltmarkt künftig läuft“, so der ehemalige SAP-Manager auf einer Fachtagung des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam.

Die USA hätten mit dem offenen Standard MTConnect bereits Fakten geschaffen. Und dann folgt eine denkwürdige Replik:

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Das sei einer Gründe, warum die Plattform unter dem Dach des Bundeswirtschaftsministerium umorganisiert wird. Hat man das eigentlich bei der Gründung der Plattform nicht gewusst? Mit dem Fraunhofer-Zahlenwerk wird jedenfalls deutlich, dass wir trotz hektischem Aktionismus von Kanzlerin Angela Merkel, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka auch beim „Internet der Industrie“ den Wettbewerb mit den USA und China verlieren könnten.

So langsam werden wir zur verlängerten Werkbank, die sich auf die Veredelung von Produkten und Diensten zurückzieht. Wie viele unserer Projekte in der Grundlagenforschung, Patente und Ingenieurleistungen bringen wir zum Markterfolg? Welchen Stellenwert hat bei uns die Digitalisierung und die Konzentration auf Anwendungen, die bei Produkten immer entscheidender wird? Von der Heimvernetzung bis zur großspurig verkündeten Energiewende, die im Streit um das EEG gerade kräftig zerredet wird, verspielen für wichtige Themen, die eng mit der vernetzten Ökonomie zusammenhängen.